Ein kleiner Junge kam zu seinem Vater und wollte mit ihm spielen. Der aber hatte keine Zeit für den Jungen und auch keine Lust zu spielen. Also überlegte er, womit er den Knaben beschäftigen könnte. Er fand in einer Zeitschrift eine komplizierte und detailreiche Abbildung der Erde. Dieses Bild riss er aus und zerschnipselte es in viele kleine Teile. Das gab er dem Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen Puzzle wohl eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Junge zog sich in eine Ecke zurück und begann mit dem Puzzle. Nach wenigen Minuten kam er zum Vater und zeigte ihm das fertig zusammengesetzte Bild. Der Vater konnte es kaum glauben und fragte seinen Sohn, wie er das geschafft habe. Das Kind sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt." (Quelle unbekannt)
Auf Anhieb klingt dieser Satz vielleicht nicht sehr sympathisch?
Deshalb beginne ich mit dem freundlicheren Teil, der Harmonie. Harmonie bedeutet Einklang oder Wohlklang und beschreibt das richtige Verhältnis aller Teile zum Ganzen. Das Bedürfnis nach Harmonie, besonders in der heutigen Zeit, ist groß. Hierarchie dagegen ist nicht sehr beliebt. Ihr wird eher die Schuld zugeschoben, wenn es um aufgebauschte Organisationen, um Machtmissbrauch, Hackordnung und Co. geht. Um sich dem nun anzunähern, dass sich Harmonie durch Hierarchie einstellt, muss man sich in den Kern der Hierarchie begeben. Was ist Hierarchie, was hat der Mensch daraus gemacht und was bedeutet es für die Führung von Menschen?
Vielleicht liegt die Lösung des Führungsdilemmas ja in einem Zurück in die Zukunft?
Hierarchie, im ursprünglichen Sinn, bedeutet “Heilige Führung und damit eng verbunden ist die heilige Ordnung“.
Heil sein bedeutet Ganz Sein. Die Sehnsucht danach sich Ganz zu fühlen, Ganz zu Sein, steckt in jedem Menschen. Und, jeder Mensch hat den Wunsch seinen Platz im Leben einzunehmen, darin eingeschlossen ist auch der Platz innerhalb eines Unternehmens.
Obwohl diese Sehnsucht jedem innewohnt, sieht es in unserer Welt und in vielen Unternehmen deutlich anders aus. Weshalb sind unsere Unternehmen gesundheitlich so angeschlagen, dass das Thema Gesundheitsmanagement ganz oben auf der Tagesordnung steht?
Die rasante Zunahme an Burn-Out, Mobbing, Stress und Depressionen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas grundlegend nicht stimmen kann. Vielleicht liegt einer der Gründe darin, dass wir heute mehr an Wachstumszahlen interessiert sind, als an Menschen; mehr an äußerem Wachstum als an innerem Wachstum.
Viele Menschen haben sich durch das `höher, schneller, weiter Denken` so weit von sich selbst wegbewegt, dass sie sich immer weniger spüren. Das Gute daran, das Bedürfnis wieder – zu sich kommen zu wollen – steigt dadurch.
Die Wege dorthin sind vielfältig. Die einen suchen die Stille eines Klosters, gehen in die Berge oder pilgern. Die anderen wählen den Weg über immer wieder kehrende körperliche und psychische Beeinträchtigungen bis hin zum burn out. Allen gemeinsam ist die Sehnsucht, bewusst oder unbewusst, nach Wandel, sich wieder spüren wollen und nach Sinn. Vielleicht klingt dies für manche Ohren zu spirituell, aber zu sich kommen wollen, und das müssen Unternehmen, die etwas grundlegend ändern wollen, bedeutet – Aufwachen !
Dazu ist es entscheidend, dass die Führenden ihre Aufgabe wieder als das ansehen, was sie im ursprünglichen Sinn ist – heilig. Wenn einem etwas heilig ist, dann bedeutet das etwas ganz Besonderes für diesen Menschen. Was ist Ihnen heilig?
Rufen Sie doch einmal das Gefühl in Ihnen hervor, das Sie haben, wenn Ihnen etwas heilig ist…Genau das Gefühl, das Sie jetzt haben, zusammen mit der inneren Haltung die Sie einnehmen, wenn Ihnen etwas heilig ist… das macht die Einstellung und das Bewusstsein spürbar, das Führende aufgefordert sind, in sich zu kultivieren, wenn sie führen wollen.
Schon Albert Schweitzer formulierte sehr treffend worauf es dabei ankommt:
Das Heil der Welt liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.
In diesem Sinne braucht Führung Heilung. Die Heilung besteht darin, sich wieder zu besinnen, bzw. wieder zur Besinnung zu kommen - also aufzuwachen.
Gesunde Führende kennen kein unten und kein oben und führen auch nicht von oben herab, sie sind nicht eigennützig und missbrauchen auch nicht ihre Macht. Durch solche überholten Führungsattribute hat das Wort Hierarchie seinen schlechten Ruf erhalten oder anders ausgedrückt, die eigentliche Bedeutung von Hierarchie wurde dadurch verdeckt.
Der Zustand, der von uns und durch uns geschaffenen Welt und der vieler Unternehmen, ist ein Ergebnis dieser Gesinnung.
Jede Zelle unseres Körpers, jedes Biotop, jedes Atom, alles, was sich aus Teilen zusammenfügt unterliegt einer ihm gemäßen – heiligen - Ordnung. Kann es in diesem Sinne eine sogenannte flache Hierarchie geben? Wie wäre es mit einer Hierarchie, die der Natur des Unternehmens entspräche?
In einer natürlichen Hierarchie zählt nicht - das jemand führt, sondern - wie jemand führt.
Ein Führender ist ein Liebender und hat die Gabe, Menschen, die ihm anvertraut sind so zu führen, dass sie ihren Platz innerhalb der Ordnung einnehmen, so dass die Teile sich zu einem harmonischen Ganzen fügen können.
Ein Führender sieht das Ganze und den Menschen. Dieser übergeordnete Blick ist eine seiner zentralen Führungsqualitäten. Wird diese Gabe zum Wohle des Ganzen gelebt, fühlen sich Mitarbeiter aufgehoben und danken es mit Loyalität. In einer solchen Atmosphäre fällt es leichter sich und anderen zu begegnen, um hieraus gestärkt hervorzugehen.
Ein Führender führt sich selbst und gibt seinen Mitarbeitern den Rahmen und den Raum sich führen zu lernen, indem er sie bewusst vor Herausforderungen stellt, um Grenzen zu überwinden, innerlich zu wachsen und Potentiale zu entfalten. Als Kundiger kennt er die Phasen der Veränderung und gibt den notwendigen Halt.
Gleichzeitig spüren die Mitarbeiter, dass jeder gleich-wertig und gleich-wichtig ist, sowohl als Mensch, als auch an seinem Platz.
Sich selbst führen können, geht alle Menschen an; denn alle müssen sich durch das eigene Leben führen lernen.
Da Menschen viel Lebenszeit an ihrem Arbeitsplatz verbringen, wäre ein Schritt in eine neue Führungskultur, wenn Unternehmen sich als Wachstumsfläche verstünden und Führende zum Wohle Aller führen.
Im Wortursprung Hierarchie steckt also auch ein ursächlich orientierter Lösungsansatz, wie Unternehmen wieder gesunden können.
Führende in neue Dimensionen sind nicht Zahlen-verliebt, sie sind Menschen-verliebt, die am Ende die Zahlen schreiben.
Und die Moral von der Geschicht`:
Wer mit sich selbst nicht in Berührung kommt, kann auch andere nicht berühren.
Autorin / Copyright - Khristin D. Randazzo
Äußere Strukturen befinden sich in Auflösung. Dies betrifft sämtliche gesellschaftlichen Bereiche.
Die Unternehmen stehen vor einer nie zuvor gekannten Komplexität und Veränderungsdynamik.
Die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft in dieser Zeit ist ihre Intuition
d.h. sich mit den Ereignissen im Fluss befinden und situationsgemäß handeln – zum Wohle Aller.
Es wird vom Zeitgeist deutlicher als bisher gefordert, souverän zu handeln, auf der Grundlage von tatsächlich erlebtem Wissen, anstelle von lediglich angehäufter Information. Ein situationsadäquates Denken und Handeln aus Intuition setzt inneren Frieden, Ausgeglichenheit, Freude und Humor voraus.
Die Zukunft gehört dem ganzheitlich orientierten Menschen, dem kreativen, beweglichen Lebensgestalter, der Verbindungen schafft, Nischen erkennt und füllt, im Bewusstsein seiner Ganzheit.